Alt-OB Willi Polte fordert mehr Ehrgeiz beim Bauen in Magdeburg

Im Interview bezieht der Ehrenbürger und frühere Oberbürgermeister Magdeburgs Stellung zu den Plänen für den Grünen Stadtmarsch auf dem Werder. Er sagt: „Mittelmaß hatten wir in Magdeburg lange genug“.

Willi Polte war erster Oberbürgermeister Magdeburgs nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Willi Polte war erster Oberbürgermeister Magdeburgs nach der Wiedervereinigung Deutschlands.

In Magdeburg wird gebaut wie in den 90ern. Wie finden Sie die Architektur von heute?

Sie ist individueller geworden als noch in den 90er Jahren.
 

Was halten Sie von der Idee, ein neues Wohngebiet an der Stadtparkstraße/Schleusenstraße zu errichten?
Die Flächen nördlich der ehemaligen Bahnstrecke und des Landesfunkhauses müssen neu geordnet werden. Eine Wohnbebauung im Anschluss an das „Mercedes-Haus“ würde vom Dom- und Fürstenwallbereich aus gesehen  eine interessante Blickbeziehung schaffen.

 

„Standard-Wohnquartiere gibt es überall. Hier braucht es Außergewöhnliches.“

Willi Polte

 

Wenn es auch noch gelänge, die Ufer durch eine Fuß- und Radfahrerbrücke zu verbinden, würde dies eine Aufwertung bringen. Für eine gute Idee halte ich den Vorschlag, zum Messeplatz hin ein Parkhaus als Lärmschutzriegel zu errichten. Ich wünschte mir an diesem besonderen Standort eine besondere Architektur. Standard-Wohnquartiere gibt es überall. Hier – vis-à-vis des Doms – braucht es Außergewöhnliches.

Fläche gehört nicht zum Rotehornpark

Es gibt Menschen, die den Rotehornpark retten wollen.

Die für eine Wohnbebauung vorgesehene  Fläche  gehört ja gar nicht zum Rotehornpark. Da der Bebauungsplan gemäß der geltenden Rechtsvorschriften und unter Mitwirkung unserer Stadträte erarbeitet wird, kann zwar jeder Bürger in den Verfahrensstufen seine Ideen und Anregungen einbringen, über die endgültige Fassung entscheiden aber die gewählte Kommunalvertretung und  der Investor, der das finanzielle Risiko trägt. Hätten Bruno Taut und Rolf Opitz auf die Kritiker gehört, gäbe es keine Bauhaussiedlungen und keine Grüne Zitadelle in Magdeburg.

Magdeburg muss immer vorn stehen

Kritiker fürchten ein „Reichenviertel“ im Rotehornpark ...
Magdeburg muss für ein vielseitiges und hinreichendes Wohnungsangebot Sorge tragen. Auch heute noch gilt, was schon auf einem  SED-Parteitag als Ziel für die Wohnungspolitik  beschlossen wurde: „Bis 1990 JEDEM  eine Wohnung und ab 1990 jedem  SEINE  Wohnung.“

 

„Mittelmaß hatten wir hier lange genug.“

Willi Polte

 

Der erste Teil des Beschlusses  ist seit Anfang der 1990er Jahre erfüllt, der zweite Teil steht aktuell auf der Tagesordnung. Magdeburg  muss den Ehrgeiz haben, immer ganz vorn zu stehen. Mittelmaß hatten wir hier lange genug.