Geschichte des Stadtmarschs in Magdeburg

Bereits in früheren Zeiten war der Stadtmarsch bebaut. Einst war er Teil der Festung Magdeburg, später entstanden zahlreiche Wohngebäude. Zur Zeit des Neuen Bauens gab es kühne Pläne, an die wieder angeknüpft werden soll.

Das dicht bebaute Gebiet am Kleinen Stadtmarsch um 1920. Foto: Stadtarchiv Magdeburg
Das dicht bebaute Gebiet am Kleinen Stadtmarsch um 1920. Foto: Stadtarchiv Magdeburg

Nach den schweren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg befahl am 23. Juni 1666 der Kurfürst, eine Zitadelle als Befestigungsanlage auf der Elbseite der Stadt zu errichten. Denn durch einen Angriff über diese Seite war die Stadt 1631 vernichtet worden. Die Zitadelle Magdeburg war ein zentraler Bestandteil der Festung Magdeburg und befand sich auf einer Insel in der Elbe, dem heutigen Stadtteil Werder.

Fast 300 Jahre später – 1912 – wurde die Festung aufgegeben. Nach erfolgter Grundstücksübertragung ließ die Stadt die Festung weitgehend niederreißen. Der Schutt wurde zur Auffüllung der in Cracau gerade neu zu errichtenden Straßenzüge verwandt. Bis heute steht an der Nordseite des Geländes das aus Backstein errichtete ehemalige Offizierswohnhaus.

Im Fokus von Bruno Taut und Carl Krayl

In den Jahren danach entstanden Lagerflächen- und –hallen sowie zahlreiche Wohngebäude (u.a. das Winkelmann-Haus) an der heutigen Schleusenstraße. Im Volksmund wurde das Gebiet wegen seiner unorthodoxen Bebauungsstruktur „Klein Kamerun“ genannt.

Das Gebiet geriet auch in den Fokus der treibenden Kräfte des Neuen Bauens in Magdeburg: Bruno Taut und Carl Krayl. Taut hatte Jahre vor dem Bau des Ausstellungsgeländes samt Stadthalle für dieses Areal festgelegt, dass sich entlang des Elbufers ein Gürtel von Häusern bis zur Strombrücke ziehen sollte.

Blick vorbei am Magdeburger Dom auf den bebauten Stadtmarsch (rechts) 1921. Foto: Stadtarchiv Magdeburg Foto: Stadtarchiv Magdeburg
Blick vorbei am Magdeburger Dom auf den bebauten Stadtmarsch (rechts) 1921. Foto: Stadtarchiv Magdeburg Foto: Stadtarchiv Magdeburg

Neben Wohnbebauung und Baumalleen hatte der Architekt und Stadtplaner auch ein Viertel mit öffentlichen Einrichtungen – u. a. ein neues Rathaus anstelle der abgerissenen Zitadelle – geplant. Aus der Feder von Bruno Taut stammt dazu auch ein Gebäude, das in abgestufter Form der expressionistischen Frühphase des Neuen Bauens entspricht.

Tatsächlich entstanden ist südlich dieses Gebietes in den 1920er Jahren das Ausstellungsgelände für die Deutsche Theaterausstellung, von dem heute noch die Stadthalle, der Albinmüllerturm, die Lichtstelen und das Pferdetor erhalten sind.

Massive Zerstörungen im Krieg

Nach den massiven Zerstörungen des Areals in den letzten Kriegsjahren 1944/1945 wurde das Gelände als Gartenland genutzt. Der benachbarte Kleine Stadtmarsch (der nicht für eine mögliche Bebauung vorgesehen ist) wird seit 1982 als Standort für die Frühjahrs- und Herbstmesse sowie für Zirkusgastspiele genutzt.

Selbst wenn die kühnen Bebauungsideen der Planer der Aufbruchzeit nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr verwirklicht werden konnten, so spannen sie doch den Bogen zum Anspruch der potenziellen Bauherren von heute – WOBAU und MWG. Sie möchten sich auch an dieser Bautradition orientieren.

 

Hier erfahren Sie mehr zu den aktuellen Plänen für den Stadtmarsch.